1.Saarschleife Trail

Am vergangenen Sonntag (30.10.2016) sind wir dem Lockruf niedriger Startgebühren und der herrlichen Saarschleifenszenerie gefolgt, und haben uns vom Hunsrück aus auf dem Weg zur Premiere des Saarschleife-Trails gemacht. 4 verschiedene Strecken gab es zu bewältigen (61/29/13/6). Eine hunsrücker Fraktion mit Torsten Franz, Paul Ruick und meiner Wenigkeit versuchte sich auf der Ultradistanz von 61km und 2000 Höhenmeter. 

Saarschleife Trail

In noch stockdüsterer Nacht erfolgte die - dank einiger Umleitungen und vielen Landstraßenkilometern - etwas beschwerliche Anreise nach Orscholz, dass unmittelbar an der Saarschleife liegt. Startnummernausgabe ging ratz fatz trotz sehr großem Andrang – denn insgesamt knapp 700 Trailer fanden sich hier und heute zusammen, um die Trails zu rocken, was den Veranstalter dazu zwang, die Nachmeldungen zu streichen. Mit einem solchen Ansturm konnte keiner rechnen und die Organisatoren zeigten sich beim Briefing ziemlich baff von dieser Resonanz. Das Briefing stieg im großen und mollig warmen Saal des Orscholzer Atriums, dass eine perfekte Lokation als Start- Zielbereich bot.

Mit leichter Verspätung gings sodann bei kühlen Temperaturen um 8:10 an die Startlinie. Erster Fauxpas noch vor dem offiziellen Rennstart: Einer der Organisatoren hatte einen sehr nervösen Finger am Abzug, sodass der Startschuss noch vor dem Runterzählen des Countdowns erfolgte. In der vorderen Startreihe wurde blitzschnell losgesprintet, wo Sekunden vorher noch die Rucksäcke, Startnummern und sonstige Klamotten in die Reihe gezuppelt wurden. „STOOOOOOOPP“ ertönte es aus dem Mikro des Stadionssprechers, „falscher Alarm“, der Pistolenabzug wurde versehentlich getätigt. Die wilde Horde konnte gerade nochmal gebändigt werden und ließ sich unter großem Gelächter neu formieren. So, jetzt war wohl auch der letzte Starter wach geworden und der offizielle Startschuss konnte ertönen.

Nach 2km Einrollen ging es gleich zur Sache: Ein technisch schwieriger und sehr verblockter Downhill führte uns runter ans Ufer der Saar, während sich die Morgensonne zwischen den herbstlich gefärbten Bäumen ihren Weg bahnte. Dann kurzer Asphaltabschnitt an der Saar entlang, und es folgte der erste Anstieg über einen Bilderbuchtrail hoch zum Aussichtspunkt Cloef, wo man einen herrlichen Blick über die nebelverhangene Saarschleife hatte. Benebelt präsentierte sich nicht nur das Tal , auch ein Streckenposten schien noch nicht ganz auf der Höhe des Geschehens zu sein: „Da vorne nach der Treppe geht es links und dann müsst ihr die Umleitung entlang“. Sehr netter und ausführlicher Hinweis dachte ich mir, um kurz darauf verwundert festzustellen, dass hier garkeine Streckenmarkierungen mehr zu finden waren. So fand ich mich nach etwa 5km – mit Zornesröte im Gesicht - schon wieder am Start- Zielbereich in Orscholz wieder, wo Markus Krempchen (einer der Organisatoren) den richtigen Weg erklärte. Rechts herum nach der Treppe hätte es heißen müssen! Ziemlich ärgerlich, der flotte Start war damit für die Katz. Aber wie heißt es so schön: Geteiltes Leid ist halbes Leid. Denn eins muss man dem Streckenposten lassen: Er hat wenigstens konsequent Jeden in die falsche Richtung geschickt, wie unschwer an den verdutzten Läuferscharen zu erkennen war, die sich am Atrium in Orscholz neu formierten. Im Nachhinein muss ich anmerken, dass der Gute Mann sich öffentlich und mit Namen auf Facebook zu seinem Fehler bekannt und um Entschuldigung gebeten hat. Das zeugt von Cahrakter und einem Ar... in der Hose, weshalb meine Schilderungen hier mit einem Augenzwinkern zu verstehen sind und der Ärger längst verflogen ist.

Was folgte, waren wunderschöne Trails. Mal folgten wir dem Saar-Hunsrücksteig, mal gings über eine der örtlichen Traumschleifen, mal liefen wir über total versteckte und vergessene Pfade. Wir passierten dabei herrliche Aussichtspunkte, verwunschene Bachtäler, erklimmten Geröllfelder und und und... Nachdem wir uns bis zur Mittagszeit durch mystisch wirkende Nebelwälder bewegten, zeigte sich der goldenen Oktober in der zweiten Rennhälfte noch einmal in seiner ganzen Pracht. Und ja, es waren auch viele Forststraßenkilometer und längere Asphaltabschnitte dabei, was von einigen Startern bemängelt wurde. Aber hey, einen Tod muss man wohl sterben, wenn man hier die schönsten Ecken zu einem Ultratrail über 61km verbinden möchte. Es dürfte beispielsweise schwierig werden für den Veranstalter, einen Trampelpfad zur Überquerung der Saar ausfindig zu machen, um den Straßenabschnitt über die Betonbrücke einzusparen. Ich empfand diese Abschnitte nicht als sonderlich störend, da ich insbesondere gegen Ende – im Angesicht schwindender Kräfte - froh war, auf diesen Abschnitten Meter machen zu können. Die Abwechslung hat in meinen Augen gestimmt. Besonders gut gefallen haben mir darüber hinaus die vielen technischen Downhills, wo man es ordentlich krachen lassen konnte.

Negativ in Erinnerung bleibt jedoch ein gemeingefährliches Wespennest nach circa einem Drittel der Strecke, dem ich nach einem unfreiwilligen Bergsprint glücklicherweise mit nur 2 Stichen in die Wade entkommen konnte. Hier hätte mal besser die Bergsprintwertung stattfinden sollen, die der Veranstalter beim ersten Anstieg eingebaut hatte. Sicher wäre ich dann ziemlich vorne dabei gewesen. Leider kam allerdings nicht jeder Läufer so glimpflich davon. Einige Starter wurden hier regelrecht niedergestochen und mussten vom Malteser Hilfsdienst versorgt werden. Eine kurzfristige Umleitung der Strecke war sogar nötig. Gute Besserung an dieser Stelle an Alle, die es übel erwischt hat – ich hoffe ihr habt die Attacke gut überstanden.

Alles in allem war diese Ultratrailpremiere an der Saarschleife eine richtig tolle Veranstaltung, die das Geländeläuferherz höher schlagen ließ. Selbstverständlich hatte der Saarschleifetrail in seiner ersten Austragung noch mit einigen Kinderkrankheiten zu kämpfen hatte. Die Kritikpunkte (Bestückung und Positionierung der VPs, angeblich schlechte Markierung – was ich nicht bestätigen kann, falscher gpx-track etc. pp) wurden alle bereits ausführlich bei Facebook diskutiert und vom Veranstalter sehr konstruktiv aufgenommen, muss an dieser Stelle also nicht nochmal nachgekaut werden. Ich bin mir sicher, dass daran im kommenden Jahr gearbeitet wird und der Saarschleife-Trail noch von sich reden machen wird. Ich werde jedenfalls mit Sicherheit wiederkommen, um in dieser herrlichen Gegend den Saar-Hunsrück-Steig und ein paar Traumschleifen ohne Startnummer zu erkunden (und danach bestimmt auch irgendwann wieder mit Startnummer:) ).

Vielen Dank an die Organisatoren für dieses Trailfest. Sehr erfreut hat mich, hier so viele bekannte Gesichter aus dem Hunsrück zu treffen. Was ich zudem sehr positiv anmerken möchte, ist die Besetzung der freiwilligen Helfer. Hier wurden sehr viele Flüchtlinge an den Verpflegungsstellen und als Streckenposten eingesetzt. Ich finde das sehr lobenswert und weiß aus eigener beruflicher Erfahrung, dass diese Menschen oft sehr froh und dankbar sind, wenn sie irgendwo helfen/ mit anpacken können und eine sinnvolle Aufgabe erhalten. So etwas treibt nicht nur die Integration in den örtlichen Gemeinden voran, es ist auch beste Werbung gegen die rechte Hetze in unserer Republik!

 

Wer viele schöne Bilder und einen sehr guten/ ausführlichen Rennbericht sucht, der – im Gegensatz zu Diesem hier - zudem in ordentlichem Deutsch verfasst ist, dem seien Günter Kromers Zeilen auf Trailrunning.de ans Herz gelegt.

Den Bericht findet ihr hier.

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Kommentare: 1
  • #1

    Elke Bitzer (Freitag, 11 November 2016 14:04)

    Hallo Trailrunner

    ich war zum am 30.10. dort oben an der Cloef und habe das Missgeschick des Streckenpostens mitverfolgt und hatte echt Mitgefühl mit euch. Mich hat aber auch beeindruckt, wie sehr viele der Läufer einen Augenblick innehalten konnten, trotz "Termindruck" ;-) und sich die nebelverhangene Saarschleife ansahen.

    Nun lese ich hier Deine nette Beschreibung und möchte diese gerne in meinem heute Abend öffentlich gehenden Bericht erwähnen. Ich hoffe das ist in Ordnung? Falls nicht, bitte kurz melden.
    Viele Grüße ins Saarland aus Leverkusen
    Elke