Ultratrail de 4 Massif

Ultratrail de 4 Massif

Der Ultratrail de 4 Massif - kurz Ut4M – ist ein Trailrunning Festival in und vor allem um die Alpenmetropole Grenoble in den französischen Alpen. Hier wird alles geboten, was den Reiz dieses Sportes ausmacht, spektakuläre Strecken, eine tolle Atmosphäre, begeisterte Helfer, toller Sport und ganz viel Natur verbunden mit urbanem Flair. Streckenmäßig hat man die Qual der Wahl, denn mit 12 verschiedenen Wettbewerben wird für jeden Athleten etwas geboten. Eine kurze Strecke von 10 km, 2 verschiedene 20 km Varianten, 4 mittellange Strecken im Bereich 40-50 km, sowie zwei lange Varianten mit 95 km und 169 km. Und als ob das noch nicht genug wäre, kann man auch noch die Ut4M Challenge laufen, also die 4 mittleren Strecken als Etappenrennen, umso in Summe ebenfalls auf die 169 km zu kommen. Die Strecke ergibt sich dabei aus den natürlichen Gegebenheiten, da die Stadt von vier Bergmassiven umgeben ist, dem Vercors, Oisans, Belledone und Chartreuse durch die jeweils circa ¼ der Gesamtstrecke, bzw. jeweils die vier mittleren Distanzen führen.Wir haben uns für den Ut4M Vercors 20 und den Ut4M Oisans 40 entschieden.  

Ultratrail de 4 Massif

Die Organisation der Veranstaltung wird komplett von Freiwilligen übernommen und ist mitunter streng durchgetaktet. So kann man für jedes Rennen zum Beispiel seine Unterlagen nur zu bestimmten Terminen und Zeiten abholen, aber anders wäre eine solche Veranstaltung wohl auch nicht zu händeln. Was mich direkt zur Startnummernausgabe im Zielbereich in Grenoble bringt, denn anders als gewohnt, muss man hier drei Stationen durchlaufen, was zumindest beim ersten Mal zu einer gewissen Ratlosigkeit führt. Besonders wenn man der französischen Sprache nicht mächtig ist. Englisch kann einem zwar weiterhelfen, aber jeder der schon einmal in Frankreich war, wird wissen, dass man auch mit Englisch mitunter schnell an kommunikative Grenzen stößt. So wird an der ersten Station die Pflichtausrüstung kontrolliert und man erhält seine wesentlichen Startunterlagen samt Startnummer. Im Anschluss dackelt man zu Station zwei, wo die Startnummer anscheinend registriert wird und anschließend gibt es noch eine dritte Station, wo es einen Startbeutel mit ein paar Goodies gibt. Alles nicht ganz einfach, aber, wenn man es einmal durchschaut hat, geht es schneller als es sich hier anhört. Nachdem wir auf diese Weise alle Unterlagen für Verena zusammen hatten, stand Ihrem Start am nächsten Morgen bei bestem Wetter nichts mehr entgegen. Da dieser mit dem Start der Challenge und dem Ut4M Vercors 40 zusammenfiel, gab es einen entsprechenden Menschenauflauf, was zu eine tolle Stimmung beitrug. Für mich übrigens eine Premiere mal nicht hinter, sondern neben der Startlinie zu stehen und diese Veranstaltung als Supporter zu begleiten. Wie es Verena selbst ergangen ist, könnt Ihr im Folgenden lesen:

Ultratrail de 4 Massif

„Für mich war es eine Premiere in mehrfacher Hinsicht. Zum einen war dies mein erster alpiner Lauf, dann auch noch gleich in einem völlig trailbegeisterten Land und zum anderen waren diesmal die Rollen getauscht, denn ich lief, während Paul als Supporter dabei war.

 

 

Da ich diesen Lauf entspannt angehen wollte, immerhin waren auf den ca. 20 km 1700 hm zu bewältigen, reihte ich mich nach erneuter kurzer Pflichtausrüstungskontrolle im mittleren Starterfeld ein. Nach nicht hörbarem Startschuss setzte sich die Menge in Bewegung. Nach den ersten 2 km ging es aus dem Ort raus und wir bogen auf einen schmalen Singletrail ein, was natürlich zu Stau führte, aber dennoch blieben alle entspannt und reihten sich ein. Die weitere Strecke verlief erst flach, dann immer steiler ansteigend über Waldwege und kleinere Trails. Plötzlich kam man auf eine Lichtung und bei näherem Hinsehen erkannte man bereits, dass sich eine Menschenschlange den Berg hochzog. Diese Passage verlief parallel einer ausgedienten und halb verfallenen Skisprungschanze, wo man über Treppen vom Auslauf der Schanze bis oben laufen musste. Da sich dort wieder etwas Stau bildete und man nicht ganz so schnell hoch laufen konnte, konnte man etwas verschnaufen - immerhin sind dort 45% Steigung zu bewältigen. Im oberen Teil hörte man bereits Musik (natürlich ein waschechter Franzose mit Akkordeon) und auf einmal hörte ich auch Paul rufen – hier war die einzige VP der Strecke, die für Zuschauer auch einen guten Platz bot. Da ich auf der Uhr sah, dass ich gar nicht so schlecht unterwegs war, nahm ich nur kurz zwei Orangenstücke und lief zügig weiter. Der zweite Teil der Strecke hatte es nochmal in sich, bis zum Gipfel waren noch ca. 600 hm auf 4 km zu bewältigen. Auch hier verlief die Strecke wieder größtenteils im Wald, bevor man dann kurz vor dem Gipfel endlich wirklich alpines Gelände erreichte und so nach ca. 15 km endlich einen wahnsinnigen Blick über Grenoble und die umliegenden Bergketten hatte. Kurzes Gipfelfoto und dann sollte es nochmal ca. 5 km und 400 hm bergab gehen. Die Strecke verlief über einen breiten Weg, sodass man es eigentlich einfach nur laufen lassen konnte. Leider plagten mich nach ca. 1 km furchtbare Zwerchfellschmerzen, so dass ich langsamer laufen musste, als ich eigentlich wollte, denn die Beine fühlten sich noch wirklich gut an. Auf einmal tauchte aber das Ziel schon vor einem auf und ich war froh, nicht noch weiter mit den Schmerzen laufen zu müssen. Als ich dann auf der Website des Veranstalters auf die Ergebnisse schaute (übrigens mit sehr gutem aktuellen Liveticker), war ich sehr happy über den 8. Platz bei den Frauen und 3. AK (Senioren) mit einer Zeit von 03:29 h.“

Ich selbst dufte dann am nächsten Tag an den Start gehen und zwar bei Ut4M Oisans 40 über knapp 50 km und 3500 hm. Der Startbereich war diesmal nicht ganz so groß, aber der Stimmung tat das keinen Abbruch. Die Startaufstellung erfolgte zweigeteilt nach Challenge-Läufern und Tagesläufern wie mir. Ohne langes Fackeln ging es für die erste Welle Punkt 7 los, sodass wir schnell an die Startlinie aufrücken konnten. Voller Spannung erwartete ich nun meinen eigenen Start und musste mit wachsender Ungeduld feststellen, dass sich einfach nichts tat. Ein paar Durchsagen, die ich nicht verstand, halfen da nicht weiter, zumal leider kein Wort in Englisch für internationale Starter durchgegeben wurde. Irgendwann war dann klar, dass es erst halb acht losgehen würde, also nochmal gemütlich auf den Asphalt gesetzt und ein wenig in der Weltgeschichte rumgeschaut.

Ultratrail de 4 Massif

Nach einer halben Ewigkeit ging es dann endlich los, ab über eine große Grünfläche in den ersten Anstieg und schon war der erste Trail da. Wie es am Anfang halt immer so ist, laufen einige los, als wäre es ein 10 km Sprint. Also erstmal ruhig machen, Pace kontrollieren und aufpassen, dass man sich nicht sinnlos mitreißen lässt.

Nach gut 3 km stieß ich dann auch schon auf die ersten Läufer der Challenge, was in der Folge hier und da doch zu ein paar kleineren Zeitverlusten führte, weil es immer mal wieder zu ein paar Staus kam. Denn als Tagesläufer kann man zwangsläufig ein anderes Tempo anschlagen, als ein Etappenläufer. In meinen Augen wäre hier ein gemeinsamer Start die bessere Alternative gewesen, aber das nur am Rande, denn dem Spaß hat das sicherlich nicht getrübt.

Bis zur ersten VP ging es dann überwiegend bergan und nachdem ich anfänglich zurückhaltend gestartet war, machte ich nun Platz um Platz gut, sodass ich hier bereits auf Platz 13 durchlief. Tailwind aufgefüllt, einmal ins Baguette gebissen und schnell weiter. Direkt danach kamen wir an einem schönen See vorbei und tauchten langsam in eine sicherlich wunderschöne alpine Landschaft ab, von der ich euch gern etwas mehr berichtet hätte, aber leider gab es nichts als Nebel zu sehen. So kam ich immer noch schnell laufend zur zweiten VP, wo gut die Hälfte der Strecke geschafft war. Stärkte mich kurz und machte mich auf zum höchsten Punkt der Strecke auf über 2300 m. Zumindest hier im Anstieg zeigte sich kurz die Sonne und man bekam eine Ahnung von der großartigen Landschaft um einen herum. Noch dazu öffnete sich kurz der Blick auf den beeindruckenden Anstieg zum Grand Colon hinauf, den wir noch zu bewältigen hatten.

Oben angekommen, zog es leider direkt wieder zu, sodass man sich auf das wesentliche konzentrieren konnte. Schnelles laufen auf alpinen Trails. Spätestens hier zeigte sich, dass ich mir meine Kräfte gut eingeteilt hatte, denn der folgende Downhill war der pure Genuss und ich konnte weiter Boden gutmachen. Am vorletzten VP schnupperte ich bereits an den Top 5 und so ging ich nach kleiner Stärkung in die letzte Steigung des Tages. Oben angekommen, öffnete sich ein tolles Hochplateau, welches sich zumindest in Ansätzen offenbarte, wodurch ich kurz hängen blieb, die Stöcke wegschmiss, und in Liegestützhaltung den drohenden Sturz noch halbwegs abfangen konnte. Auf diese Weise vorgewarnt, ging es in den letzten entscheidend Downhill. Endlich mal hatte ich am Ende eines Rennes noch die Körner, um hier ordentlich laufen zu können, was sicher nicht zuletzt meinem hervorragenden Schuhwerk geschuldet war. Mit dem Evo Mafate von Hoka One One machen solche Strecken einfach unheimlich Spaß, den der Grip ist Weltklasse und die Dämpfung für meine Ansprüche genau richtig. Also Time to Fly und schnell mal gut 1500 hm auf 5 km vernichtet. Leider hat es dann hinten raus nicht mehr ganz fürs Treppchen gereicht, aber auch der 4. Platz nach 6:43 h ist für mich persönlich ein geiles Ergebnis, zumal ich endlich mal ein starkes Rennen mit alpinen Charakter abliefern konnte.

 

 

All Jenen, die jetzt Lust bekomme haben, sei die informative Website ans Herz gelegt. Schaut einfach mal durch und lasst euch inspirieren. Ach ja und fangt schon mal an ein bisschen französisch zu lernen ;-)         

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