Schwarzach im Pongau ist ein kleines beschauliches Dorf im Salzburgerland, idyllisch gelegen und mit sehr engagierten Trailrunnern gesegnet. Diese Läufer waren es auch, die vor 5 Jahren den Schwarzach Trail im Rahmen des örtlichen Lauffestes aus der Taufe hoben.
In den folgenden Jahren ist eine Veranstaltung herangewachsen, die in vielerlei Hinsicht besonders ist. Herauszuheben ist hier mit Sicherheit die familiäre und gelöste Atmosphäre. Auch wenn diesmal das Wetter dem ein oder anderen durchaus Sorgen bereit haben mag, so hat man doch als Teilnehmer nie das Gefühl, dass hier etwas aus dem Ruder laufen könnte. Alles funktioniert hervorragend, von der Anmeldung, über die Startnummernausgabe, dem Lauf selbst und schließlich der Siegerehrung.
Dieses Jahr also die 5. Ausgabe des Lauffestes mit Trail. Klar, dass da was Besonderes her musste. Und so gibt es nicht nur die Möglichkeit, die klassische Strecke über 47 km mit 2600 hm zu laufen, sondern eine einmalig angebotene Jubiläumsstrecke über 84 km und 5000 hm. Der Clou dabei ist, dass es Jedem selbst überlassen bleibt, welche Strecke er am Ende wählt - und zwar nicht vorher, sondern beim Durchlauf in Schwarzach. Man kann also je nach Tagesform entscheiden. Eine verlockende Option, auch wenn für mich von vornherein feststeht, dass ich die lange Variante in Angriff nehmen will.
Nachdem ich in Innsbruck ja einen sehr schwierigen Lauf hinter mich gebracht habe und in der Folge auch ein bisschen geknickt war, lief die Vorbereitung diesmal sehr gut. Alles in allem war ich sehr entspannt und voller Vorfreude auf dieses kleine Abenteuer. Ein besonderes Ziel hatte ich nicht, eher die grobe Vorstellung, dass es in ca. 12-13 Stunden zu schaffen sein sollte. So fand ich mich also morgens im Festsaal in Schwarzach ein und schlürfte noch gemütlich mit den anderen Teilnehmern einen Kaffee, bevor der örtliche Pfarrer die Bühne betrat und noch ein paar segensreiche Worte sprach. Sehr sympathisch und doch vor allem zwanglos. Auf diese Weise rundum gestärkt, ging es zum leisen Start um fünf Uhr hinaus. Laute Musik oder Mikro Fahlanzeige, stattdessen ein gemeinsames Herunterzählen und ab ging es.
Die ersten Kilometer sind schnell erzählt, etwas Asphalt, einige Forstwege und immer wieder ein paar Trails eingestreut, sodass ich Mühe hatte mein Tempo zu kontrollieren und immer wieder ein bisschen schneller unterwegs war, als geplant. Nach dem ersten VP ging es dann langsam in die Berge hinein. Schmale Trails und ein Anstieg über eine ordentlich steile und glitschige Wiese bleiben hier besonders in Erinnerung. Es dauerte dann auch nicht lange, bis ich zum ersten Mal mit meinem halben Unterschenkel im Schlamm versank. Die Versuche Pfützen und Schlamm auszuweichen, waren damit hinfällig. Dann also doch lieber wie ein kleines Kind Augen zu und durch. Macht ja auch viel mehr Spaß.
Das Tempo war inzwischen ganz angenehm und das Feld hatte sich sortiert, sodass man gut seinen bevorzugten Rhythmus laufen konnte. Nicht unwichtig, denn es ging immer höher hinaus und auf den Trails war überholen gar nicht so einfach. In der Regel muss man sich dafür kurz absprechen und so bot ich einem Läufer hinter mir an, dass er gern vorbeiziehen könne. Dieser meinte allerdings, dass es schon passen würde und er ohnehin gerade meinen enormen Windschatten im Uphill ausnutzen würde. Wieder so ein Sympathiepunkt an diesem Tag.
In kurzer Folge erreichten wir die ersten drei Gipfelkreuze, wovon der Schneeberg das vorläufige Dach markierte. Von hieraus ging es über tolle Trails abwechslungsreich hinab bis zur nächsten VP und direkt weiter auf den letzten Gipfel der ersten Runde. Zwischendurch brachen immer wieder die Nebel- und Wolkenbänke auf, woraufhin sich das atemberaubende Panorama der ganzen Region offenbarte. Vom vierten und letzten Gipfelkreuz ging es abermals über rutschige Trails hinab, sodass man hin und wieder ins mehr oder minder kontrollierte Gleiten kam. Alles kein Problem und laut den letzten Tipps von Kilian Jornet zu Zegama, soll man das ja genauso machen. Wobei man mit dem Hoka One One Speedgoat 2 gar nicht so leicht ins Rutschen kommt, was letztlich zu einem sicheren und komfortablen Laufgefühl beiträgt. Nach gut 40 km landet man schließlich wieder in St.Veit, von wo aus man die letzten Kilometer nach Schwarzach schnell hinter sich bringen konnte.
Hier warteten bereits viele Zuschauer und der Veranstalter, zum einen um die Zieleinläufer der 47er Strecke zu begrüßen und zum anderen, um die 84er auf die zweite Runde zu schicken. Also schnell ans Dropbag, die wichtigsten Sachen aufgefüllt und nichts wie weiter.
Ab diesem Punkt begannen dann auch für mich die großen Herausforderungen. Der Himmel war inzwischen aufgerissen und die Sonne ließ die Temperaturen ordentlich ansteigen. Außerdem änderte sich der Charakter des Laufes in meinen Augen völlig. War die erste Runde noch eine entspannte Geschichte gewesen, so sollte es jetzt richtig fordernd werden. Es ging hoch hinauf Richtung Gasteiner Höhe und anschließend zum Haßeck hinüber. Ein ewig langer, zum Teil sehr steiler und schwieriger Anstieg unter diesen Umständen. Der Name Haßeck lud in diesem Zusammenhang dann auch zu dem ein oder anderen nicht ganz jugendfreien Gedankenspiel ein.
Die Landschaft war indes wunderschön und zwei herrlich gelegene Bergseen hätte sicher auch für eine angenehme Abkühlung sorgen können, so denn man sich die Zeit genommen hätte. Vielleicht hätte es die Beine auch wieder etwas gelockert und fit gemacht, so aber musste ich immer wieder Andere vorbeiziehen lassen. Ein kompletter Einbruch blieb mir zwar erspart, aber dennoch fiel ich Platz um Platz zurück. Vom Haßeck ging es erst einmal wieder ein gutes Stück hinab zur nächsten VP. Hier angekommen verpflegte ich mich ordentlich mit Kartoffeln und nahm nach kurzer Rast die nächste VP ins Visier.
Der Weg dahin war recht kurz und die etwas flachen Passagen ließen mich wieder besser vorankommen. An der VP Herzogalm stärkte ich mich im Anblick des letzten Anstieges noch einmal ordentlich mit Kartoffeln. Diese letzten 600 hm wirkten auf mich wie ein unüberwindbares Hindernis. Aber am Ende blieb ja nichts übrig und so schleppte ich mich Stück für Stück den Berg hinauf, bis ich mit letzter Kraft den Gipfel des Heukareck erreichte. Jetzt musste ich ja nur noch zurück ins Tal kommen und meine verdiente Finishermedaille entgegennehmen. Leider ist so ein Abstieg auch nicht viel einfacher, als der Aufstieg und so zog sich der Weg gefühlt noch eine Ewigkeit. Von lockerem Downhill laufen oder gar Flow war ich meilenweit entfernt. Und so konnte ich mich in der Hälfte des Abstieges auch noch ruhigen Gewissens an den letzten VP setzen und ein kleines Bier genießen, bevor ich die letzten Meter ins Ziel zurücklegte. Dort angekommen, wurde ich herzlich vom Veranstalter empfangen, überquerte die Ziellinie und setzte mich, mit der Absicht mich nie mehr zu erheben, einfach auf den Boden. Selbst das Ausziehen der Schuhe wurde zu einer gewissen Herausforderung und ließ mich vielfältige Krämpfe erfahren. Die Socken entsorgte ich direkt vor Ort und meine Schuhe musste ich unter der Schlammschicht erst einmal suchen. Aber ansonsten war ich das blühende Leben.
Fazit:
Am Ende bleibt eine wunderbare Veranstaltung in Erinnerung, die ich Jedem nur wärmstens empfehlen kann. Es hat trotz der Schwierigkeiten hinten heraus immer Spaß gemacht und ich bin auch mit meiner Zeit von 13:45 vollkommen zufrieden, zumal ich die zweite Runde völlig unterschätzt hatte.
Ulli (Dienstag, 05 Juni 2018 21:59)
Ein toller Bericht, der alles Erlebte hautnah wiederspiegelt!