Auf dem GR11 durch die spanischen Pyrenäen

GR 11 Pyrenäen

Im September ging es nun mehr zum dritten Mal in die spanischen Pyrenäen, um die Schuhe für eine einwöchige Tour auf dem GR 11 zu schnüren. 

Der Fernwanderweg GR 11 durchzieht die gesamte Gebirgskette der Pyrenäen (auf der spanischen Seite) vom Atlantik bis zum Mittelmeer. Insgesamt umfasst diese Tour gut 800km und jeweils knapp 50000 Höhenmeter im Auf - und Abstieg. Kilian Jornet hat für die "Begehung" der kompletten Route 7 Tage benötigt. Interessierte Wanderer, die sich unsicher sind, ob sie sich das auch in einer Woche zutrauen können, können auch in Teilabschnitten die landschaftlichen Perlen des GR 11 abklappern. So habe ich es zum Beispiel gemacht und bin dieses Jahr zurückgekehrt, um die Zentralpyrenäen in Aragonien zu begehen, was sich als der bisher schwierigste Abschnitt herausstellte, da mich der Weg  fast durchgängig über alpines Gelände mit vielen Passübergängen führte. Große Höhenunterschiede, steile Auf- und Abstiege und teilweise kettengesicherte Steige mit leichten Kletterpassagen, die eine hohe Trittsicherheit und Schwindelfreiheit voraussetzen, prägten das Bild. Einen Höhepunkt bildete die Besteigung des Monte Perdido auf 3355m Höhe - seines Zeichens dritthöchster Berg der Pyrenäen.

Die Anreise zu den Ausgangspunkten des GR 11 in den Zentralpyrenäen ist mit langen Bus- und Zugreisen verbunden, da es sich hier um einsame Bergregionen handelt, die nicht mit dem Massentourismus in den nördlichen Alpen zu vergleichen sind. Aber der lange Weg lohnt sich definitiv, denn so lohnenswert und reizvoll die Alpen auch sind, mit der wilden und einsamen Schönheit der Pyrenäen können sie aus meiner Sicht nicht mithalten.

Ich bin diesmal von Frankfurt mit der Iberia-Airline nach Madrid geflogen und habe von dort den Zug nach Zaragoza genommen, von wo eine Zugverbindung in die Zentralpyrenäen nach Canfranac besteht.

 

In der folgenden Übersicht seht ihr eine Übersicht des GR 11, meine Route in 2018 ist mit den roten Pfeilen gekennzeichnet. Es waren insgesamt etwa 215 km mit je 13000 Höhenmetern im Auf- und Abstieg, verteilt auf 7 Wandertage. An- und Abreise haben zwei zusätzliche Tage beansprucht (Rückweg von El Pont de Suert mit vierstündigem Direktbus nach Barcelona - von dort günstige Flugverbindungen nach Frankfurt).

Falls ihr die Route nachlaufen möchtet, so beachtet bitte, dass ich mit Ultraleicht-Gepäck unterwegs war. das Rucksackgewicht umfasste lediglich 3-4 Kilo, je nach Proviantbeladung (inklusive Hüttenschlafsack, Regenjacke, Wechselklamotten, 1.Hilfeset und was man sonst so als Notausrüstung in den Bergen benötig). Aufs Zelt habe ich diesmal verzichtet, da ich das Rucksackgewicht drücken wollte, um ordentlich Strecke machen zu können. Übernachtet wurde deshalb in Talorten oder in Berghütten. Erfreulicherweise muss man auch nicht viel Wasser mitschleppen, da es in diesem Gebiet sehr viele Gebirgsbäche (Wasserfilter nicht vergessen) und Quellen gibt, an denen man die Kehle befeuchten kann.

Wildzelten ist in den Pyrenäen (außer Nationalparks) übrigens gar kein Problem und auch offiziell erlaubt, sofern man sich an die üblichen Regeln im Rahmen des Naturschutzes hält. Natürlich verlängern sich die Gehzeiten beträchtlich, wenn man mit schwererem Gepäck unterwegs ist. Rückwirkend muss ich sagen, dass die Tagesabschnitte selbst mit dem wenigen Gewicht teilweise grenzwertig waren, sofern auch der Genussaspekt nicht ausgeblendet werden soll, da man in dem alpinen Gelände sehr schwerlich voran kommt. Tagesetappen von bis zu 37 km setzten in diesem Terrain einen sehr frühen Start am Morgen voraus und es darf unterwegs auch nicht viel schief gehen, wie zum Beispiel Verlaufen oder eine Tourenunterbrechung wegen Schlechtwettereinbruch, wenn man abends rechtzeitig am Etappenziel ankommen will. Ursprünglich hatte ich eigentlich geplant, mehr Abstiege im Laufschritt zu bewältigen, um ein schnelleres Vorankommen zu gewährleisten. Allerdings war der technische Anspruch der meisten Pfade so anspruchsvoll, dass dies keinen Sinn machte (auch und unter dem Sicherheitsaspekt!) Beim nächsten Mal würde ich wohl wieder mit Zeltausrüstung wandern, da man hier zwar etwas langsamer, dafür aber wesentlich flexibler unterwegs sein kann und ein noch stärkeres Naturerlebnis findet. Außerdem erspart man sich das Schnarchlager in den Hütten. Diese Berghütten sind wirklich wahnsinnig schön gelegen und ich möchte die Erfahrungen dort nicht missen, die Übernachtung im Massenlager und das nächtliche Gesäge der Artgenossen ist allerdings nicht jedermanns Sache - einen empfindlichen Schlaf sollte man hier nicht unbedingt mitbringen. 

Abschließend noch der Hinweis, dass die Hochgebirgspfade des GR 11 kein Anfängerrevier sind. Man sollte hier Trekkingerfahrung in alpinen Gelände und einen guten Orientierungssinn mitbringen. Menschen die scheu gegenüber Höhenmetern sind, werden hier keinen Spaß finden - zu oft lassen die steilen Steigungen zu den Passübergangen die Socken qualmen, die Oberschenkel brennen und die Lunge pfeifen. Die westlichen und östlichen Ausläufer der Pyrenäen sind da besser als Einstieg geeignet, da sie in viel gemäßigteren Höhen verlaufen (siehe Karte oben). Wenn ihr euch auch für den GR 11 und die Pyrenäen interessiert, kann ich euch den Wanderführer vom Bergverlag Rother wärmstens empfehlen.

Im Anschluss findet ihr meine Bildergalerie, die ich diesmal sofort nach Ankunft aufbereitet habe, bevor die Fotos auf dem PC verstauben.


Tag 1: Von Canfranc nach Sallent de Gallego

Witzigerweise habe ich bei meiner Ankunft überrascht festgestellt, dass hier ein großes Trailrunningfestival stattfindet. So wurde gleich mal zum Auftakt mit dem Ultratrail-Weltmeister Luis Alberto Hernando zusammen in der Hotellobby gesessen, bevor es am Folgetag los auf die große Reise ging.


Tag 2: Sallent de Gallego nach Banios de Panticosa

Durch die rauen Granitberge der Zentralpyrenäen mit einem herrlichen Anstieg durch das Tal des Rio Aguas.


Tag 3: Banios de Panticosa - Torla

Über den Collado Alto de Brazato Richtung Valle de Ara und hinunter nach Torla.


Tag 4: Ordesa Canyon zum Refugio Goriz und Besteigung des Monte Perdido auf 3355 Meter Höhe.

Durch den Grand Canyon der Pyrenäen, der schon als Kulisse für so manchen Westernfilm herhalten musste. Anschließend wurde der dritthöchste Berg der Pyrenäen bestiegen - Monte Perdido, König der Kalkberge.


Tag 5: Vom Refugio de Goriz nach Parzan

Grandiose Aussichten beim Sonnenaufgang in den Ordesa-Canyon. Weiter ging es über den steilsten Abstieg des gesamten GR 11 hinunter zum Refugio Pineta (1200m auf 4km) und dann Richtung Parzan mit sehr viel Regen am Nachmittag.


Tag 6: Von Parzan zum Refugio Estos

Langer Wandertag mit zahlreichen Höhenmetern, dafür aber bei Kaiserwetter und strahlendem Sonnenschein, was eine Wohltat nach dem gestrigen Regen war. Das Refugio Estos war wirklich eine Übernachtung wert, sehr freundliches Personal, tolle Lage und leckeres Essen.


Tag 7: Refugio Estos zum Refugio Conangles

Großes Finale mit kräftezehrender Passquerung über den Collado de Ballibierna, dafür wieder Sonne pur!

GR 11 Pyrenäen

Abschlusszitat:

"Das Leben nach dem Rhythmus von Sonne und Mond, das Schlafen unter freiem Himmel oder in einsamen Berghütten, mit der Sinfonie der Natur - dem Rascheln einer Maus im Gras, dem Wind in den Wipfeln - im Ohr, vermisst man schon am ersten Tag in der Zivilisation schmerzlich." Treffender könnte dieses Zitat von Annika Müller aus dem Wanderführer des Bergverlags Rother das Erlebnis GR 11 wohl nicht auf den Punkt bringen


Trekking in den Pyrenäen

Hallo Leute, 

der Winter kommt gerade recht, um mal ein paar Foto- und Videodateien von den ganzen Touren in 2017 zusammenzustellen. Im folgenden Video werdet ihr mitgenommen auf eine Trekkingreise durch den Nationalpark Aigüestortes i Estany de Sant Maurici in den spanischen Pyrenäen - viel Spaß beim anschauen.

Kommentare: 2
  • #2

    Neumann (Dienstag, 14 Juni 2022 23:16)

    Hallo,

    Dankeschön für Ihren Bericht. Ich habe jedoch ein super essenzielle Frage an Sie, wie war die Wassersituation auf Ihrer Route?
    Ich bin mit meinem Vater im Sommer für die letzten zwei Jahre jeweils zwei Woch durch die Pyrenäen gewandert. Dabei haben wir sowohl den GR10, den H.R.P als auch den GR11 benutzt. Dabei haben wir meisten Wasser aus einem möglichst hochgelegenen Bach entnommen und dann eine Tablette für Wasseraufbereitung reingeschmissen. Wir wollten kein Wasser aus stehenden- oder großen fließenden Gewässern nehmen, weil uns das Risiko zu hoch war dass das Wasser durch die Exkremente der freilaufenden Tiere mit Bakterien infiziert ist. Kleine Bäche in regelmäßigem Abstand zu finden war kein Problem bis nach (im Frankreich liegende) Gavarnie oder (in Spanien liegende) Espierba. Jetzt wollen wir diesen Sommer von genau eben dieser Region der Pyrenäen weiter Richtung Mittelmeer laufen und uns ist aufgefallen das es zwar ab der Region viele Seen gibt aber irgendwie nicht wirklich Bäche oder wenn sind die in den Karten nicht als ganzjährig eingezeichnet.
    Mein Frage ist also, wie Sie mit Wasserversorgung umgegangen sind und ob Sie mir sagen könnten ob die Pyrenäen ab Espierba (in Spanien) oder Gavarnie (in Frankreich) viele Bäche haben?

    Mit freundlichen Grüßen
    Familie Neumann

  • #1

    Simone (Samstag, 13 März 2021 18:27)

    Hallo,
    ich heiße Simone und bin ebenfalls Hunsrückerin. Ich bin wanderbegeistert und liebe das Trekking auf Fernwanderwegen. Ich plane im Sommer 2021 den GR11 zu laufen und bin mitten in den Vorbereitungen. Da Du ja schon auf dem GR11 unterwegs war, wollte ich Dich nach Deinen Erfahrungen mit den in Spanien erhältlichen Gaskartuschen fragen. Kann ich nur Kartuschen von Campingaz kaufen und benötige daher den passenden Gaskocher bzw. einen Adapter oder gibt es auch Gaskartuschen mit Schraub-Ventilkartusche zu kaufen, die auf eine Gaskocher von PRIMUS passen.

    Wäre toll, wenn Du mir Deine Erfahrungen mitteilen könntest.
    Freue mich schon auf einen Austausch

    Berg heil
    Simone

    e-Mail: Mueller.Sim@t-online.de