Innsbruck Alpin Trailrun Festival

Innsbruck Alpin Trailrun Festival

Gastbeitrag von Paul:

Die Entscheidung Ende April in Innsbruck zu laufen, fiel bereits letztes Jahr. Die Präsentation der Veranstaltung im Internet ist sehr sympathisch und nach meiner Ultrapremiere beim Sachsentrail 2016 mit 70 km durchs Erzgebirge, schien dieser Laufe der nächste logische Schritt zu sein. Ich meldete mich also für die 85 km inklusive 3600 Höhenmeter an.

 

Nachdem es im Winter nicht übermäßig viel Schnee gab und das Frühjahr recht mild ausfiel, schien alles bestens hergerichtet. Es sollte allerdings Anders kommen. Denn bereits zwei Wochen vor dem Start gab es einen ersten kurzen Wintereinbruch. Das allein wäre noch kein Problem gewesen, aber die Woche vorher und besonders die letzten Tage vorm Startschuss schüttelte der Winter noch einmal alles an Schnee heraus. Mit Sorge und Hoffnung verfolgte ich daher im Vorfeld die Wettervorhersagen. Ich war mir recht bald sicher, dass es wohl kaum auf die geplante Strecke gehen würde, aber die Hoffnung blieb bis zum Schluss ungebrochen. Nicht einmal 24 Stunden vor dem Start kam dann die lang gefürchtete Email. Die Strecken wurden der Witterung angepasst, da die Lawinensituation ein Laufen auf über 1000 m nicht gestattete. Die Veranstalter mussten nun schnell reagieren und passten die Strecken entsprechend an. Die Strecken K65 und K85 wurden zusammengelegt, starteten aber zu verschiedenen Zeiten, um nicht Zuviel Läufer auf die Trails loszulassen. Die Strecken über 15, 25 und 42 km konnten wie geplant starten. 

Innsbruck Alpin Trailrun Festival

Ich reiste freitags nach Innsbruck an, da die Startunterlagen zwingend am Vortag, nach gründlicher Ausrüstungskontrolle, zu empfangen waren. Anschließend ging es zur Schlupfnudelparty, Carbonloading mit lokaler Spezialität, sehr sympathisch. Beim verpflichtenden Racebriefing wurden noch einmal die wichtigsten Punkte angesprochen. Hier zeigte sich, dass die Rennleitung selbst von den Wetterverhältnissen eingeholt worden war und die Hoffnung auf die die geplante Durchführung kurzfristig eingestampft werden musste. Ein Gutes hatte die Sache allerdings, denn ich konnte am nächsten Morgen zwei Stunden länger schlafen.

Am nächsten Morgen stand ich also um 6 statt um 4 an der Startlinie. Die Atmosphäre war äußerst entspannt, ein größeres Anheizen blieb aus, einige hätten wohl gern noch ein Stunde geschlafen. Die letzten Sekunden wurden dann herunter gezählt und nach dem Startschuss ging es unerwartet flott durch die Innenstadt von Innsbruck, vorbei am Golden Dachl, einmal über den Inn und schnell in den ersten fordernden Anstieg. Nun will man ja gerade am Anfang eines Ultras noch ein paar Körner sparen, aber gleichzeitig nicht zu weit zurückfallen. Gefangen zwischen diesen beiden Erwartungen, versuchte ich mein Bestes, aber so richtig reinkommen sollte ich am Anfang nicht. Hier und da lag noch etwas Schnee, die Trails waren matschig und das Wetter kalt und trüb. Leider gab es auch einige Asphaltpassagen mehr als geplant, um die ursprünglichen Streckenabschnitte zu umgehen. Als wir am 2. VP vorbeikamen, fand ich langsam meinen Rhythmus. In der Folge durchquerten wir das erste Mal das Inntal, um im Anschluss einen sehr angenehmen Anstieg heraufzulaufen. Die ersten Wolkenlücken machten dann auch den Blick auf die verschneiten Berge frei, was zusätzliche Kräfte mobilisierte.

Die Trails wurden nun zahlreicher und besonders die Passage um den Bergisel und die Sillschlucht waren wunderschön. Dabei erhaschte man immer wieder faszinierende Blicke auf die über einem liegende Skisprungschanze. Am Fuß dieses kleinen Berges gab es einen weiteren gut ausgestatteten VP, der sogar Kartoffelsuppe bereithielt. Eine sehr leckere Kräftigung zur Hälfte des Rennens. Anschließend ging es kurz durch die Stadt um zum nächsten Anstieg zu gelangen. Dieser führte uns überwiegend auf breiteren Wegen durch einen sehr angenehmen Wald. Hier und dann lag noch Schnee oder der Boden war matschig aufgeweicht. Die durchbrechende Sonne gab dem ganzen einen besonderen Reiz. Der nächste VP lies dann etwas länger auf sich warten, lag aber letztlich sehr idyllisch in einem Innenhof. Hier gab es Gurke mit Salz für mich. Klingt einfach, war aber zu diesem Zeitpunkt das absolut Richtige für mich. Auf abfallender Strecke folgten wir nun dem Weg nach Hall in Tirol, um das Inntal ein zweites Mal zu durchqueren. Die historische Altstadt und besonders die Passage durch die Burg Hasegg bleiben dabei in Erinnerung. Leider verlief ich mich hier kurzzeitig und führte dadurch auch noch die führende Frau in die Irre, aber nach kurzem Streckencheck auf dem Telefon, waren wir schnell wieder auf dem richtigen Kurs.

Aus Hall heraus ging es in den letzten Anstieg. Hier merkte ich zunehmend die bisherigen Kilometer in den Beinen. Allerdings war ich weiterhin im Stande ein weitgehend konstantes Tempo zu laufen bzw. Uphill zu gehen. Lediglich bei Kilometer 61 drehte es mir einmal kurz den Magen rum. Die weitere Einnahme von Gelen wollte ich nun nicht mehr riskieren, aber glücklicher Weise konnte ich noch einigermaßen Flüssigkeit aufnehmen. Auf diese Weise ein wenig geschwächt, kämpfte ich mich weiter in Richtung Ziel. Dabei war es sehr hilfreich, das wir in einer kleinen Dreiergruppe unterwegs waren. Jeder lief zwar sein eigenes Tempo und so überholten wir uns immer wieder gegenseitig, aber Andere um sich zu wissen, gibt einem trotzdem einen riesigen Motivationsschub.

Der letzte Downhill tat dann nochmal richtig weh und die letzten Kilometer auf Asphalt waren auch nicht angenehm, aber das Ziel rückte in hörbare Nähe. Das Einbiegen auf die Zielgerade verpasste ich dann leider und beim Abbremsen und Umdrehen ereilte mich mein erster aber böser Krampf. Nachdem ich meine Gliedmaßen wieder unter Kontrolle hatte, lief ich die Allee glücklich hinab ins Ziel. Bei nun bestem Wetter nahm ich Medaille und Weizen in Empfang und suchte mir ein sonniges Plätzchen. Auf diese Weise verweilte ich recht lange, erholte mich ein bisschen und beobachtet wie andere das Ziel erreichten. Dabei dachte ich viel über das erlebte nach und war letztlich nicht böse das das Rennen nach knapp 70 km und 2200 hm zu Ende war. 

Innsbruck Alpin Trailrun Festival

Lieber Paul, herzlichen Glückwunsch zu deiner super Leistung in Innsbruck und vielen Dank für einen wieder mal sehr interessanten Bericht auf Trailrunning-Hunsrück!