Nachdem ich in den letzten Jahren bereits einige Touren in Mallorcas Tramuntanagebirge unternommen habe, und es mir die tolle Landschaft dort wirklich angetan hat, war es Ende Februar 2017 Zeit, einmal den GR 221 in Angriff zu nehmen. Der GR221 ist ein Fernwanderweg, welcher das komplette Tramuntanagebirge durchstreift. Offizieller Start ist in Port Andratx, von wo ca. 130km und 6500 schweißtreibende Höhenmeter zu bewältigen sind, bis man den Zielort Pollenca im Nordorsten der Insel erreicht. Oder man begeht die Strecke in der Gegenrichtung, wie es bei meiner Tour der Fall war. Der GR221 wurde in einer Kombi aus Wandern- und Trailrunning unter die Schlappen genommen, wobei der Wanderschritt – dank der schwierigen Strecke und dem Gepäck - klar den Bärenanteil ausgemacht hat.
Ich möchte mit meinem Bericht keine ellenlangen Erzählungen präsentieren, sondern die aus meiner Sicht wichtigsten Infos und Tipps zusammen fassen, die interessierten Lesern bei der Tourenplanung hilfreich sein könnten. Es gibt genügend Berichte im Netz zu finden, welche die Wanderrouten sehr detailliert beschreiben – also einfach googeln, falls euer Wissensdurst durch meine Zeilen nicht gestillt werden kann :). Getreu dem Motto „Bilder sagen mehr als tausend Worte“, habe ich zu jeder Etappe die schönsten Impressionen zusammengestellt, um euch einen Eindruck von Mallorcas Schönheit zu vermitteln, fernab vom schlechten (aber leider immer noch verbreiteten) Ruf, welcher die Insel lediglich mit dem Sauftourismus in Verbindung bringt.
Anreise:
Günstige Flugverbindungen gibt es aus ganz Deutschland nach Mallorca. Ich bin mit Ryanair vom Flughafen Hahn abgehoben. Tickets um die 100€ für Hin- und Rückflug. Bitte beachtet, dass dieser Preis für Handgepäck gilt, in dem man den offiziellen Richtlinien zufolge keine Trekkingstöcke transportieren darf. Ab 2017 schickt Ryanair auch von Frankfurt aus seine Maschinen nach Mallorca.
Die Startpunkte des GR221 sind schnell zu erreichen: Vom Flughafen aus geht es ratz fatz mit der Linie1 zur Plaza de Espana in das Zentrum Palmas. Hier befindet sich das Drehkreuz für alle Busverbindungen, großer Spa-Supermarkt inklusive, um sich mit Proviant und letzten besorgungen für die Tour einzudecken. Die Verbindungen ins Landesinnere und den Küstenorten sind gut, die Preise günstig und die Fahrpläne einfach im Internet zu finden. Nachdem ich um 9:30 gelandet bin, fand ich mich also bereits um 12:30 am anderen Ende der Insel in Pollenca wieder, wo ich meine Tour noch am selben Tag starten konnte.
Etappe 1
Pollenca zum Kloster Lluc - 18km mit knapp 800 Höhenmetern
Die erste Hälfte dieser Etappe verlief relativ gemächlich an einem wunderschönen Bachtal entlang. In der Folge ist ein knackiger Anstieg hoch zum Kloster zu bewältigen. Übernachtung im Kloster 33€ für ein Einzelzimmer ohne Verpflegung. Kiosk vorhanden, allerdings nicht geöffnet zu dieser Jahreszeit. In der Nähe gibt es noch das Refugio Son Amer mit Mehrbettzimmern, welches einen sehr ansprechenden Eindruck gemacht hat. Ich habe allerdings der Übernachtung im Kloster Vorrang gewährt, da mich die Ausstrahlung dieses besonderen Ortes sehr anspricht. Im Kloster gibt es ein Restaurant, das Preis-Leistungsverhältnis ist OK, aber nichts außergewöhnlich Gutes. Rund ums Kloster existieren noch 2 weitere Restaurants, die zu dieser Jahreszeit ebenfalls die Pforten verriegelt hatten.
Etappe 2
Lluc nach Soller - 26km mit 1100 Metern im Anstieg
Heute ging es gleich zur Sache mit einem fordernden Anstieg hoch auf den Pass beim Puig de Massanella. Herrliche Weitblicke in die Gebirgswelt der Tramuntana kann man hier oben genießen. Aufmerksame Wanderer können auch die seltenen Mönchsgeier erspähen. An diesem Tage wars aber leider wolkenverhangen - gut, dass ich 2014 schonmal bei Schönwetter hier war:). Die Reise führte vorbei am Stausee Cuber und dann runter zum Barranc de Biniaraix, ein langer Abstieg durch eine grandiose Schlucht, deren Durchquerung ein absolutes Highlight auf dem GR221 darstellt. Auf der Gebirgshöhe existiert eine Alternativvariante über das Refugio Tossalds Verds. Diese Strecke ist auch sehr lohnenswert und das Refugio liegt in einsamer Gebirgslage (war 2015 mal dort). Die Extrakilometer waren mir an diesem Tag aber zu viel, wollte lieber die Knochen schonen.
Übernachtung im "Hostel Nadal" in Soller. Einzelzimmer für 22€ (!). Diese Unterkunft kann ich uneingeschränkt weiterempfehlen. In Soller gibt es alles, was das Herz begehrt (Restaurants, Supermärkte, Cafes). Ich mag diesen Ort besonders, da er sich eine gewisse Ursprünglichkeit bewahrt hat. Wenn die Tagestouristen abends verschwunden sind, geht das Leben hier seinen landestypischen Gang, große Hotelklötze = Fehlanzeige.
Etappe 3
Soller nach Esporles - 35km 1800 Höhenmeter im Aufstieg
Auf und nieder immer wieder: Sehr fordernde Etappe, vor allem die vielen Höhenmeter haben zu schaffen gemacht. Von Soller nach Deia geht es noch relativ gemächlich vorwärts. Immer wieder sind schöne Blicke auf das Meer zu erhaschen. Deia ist ein herrliches Künstlerdorf - also unbedingt Zeit einplanen, um die Gassen zu besichtigen. Ich bin nach einem kurzen Cafestopp im Refugio Can Boi, das auf mich einen idealen Eindruck als Wanderherberge macht, zügig weitergezogen, da ich Deia schon kannte. Das war eine sinnvolle Entscheidung, denn die eingesparte Zeit hatte ich bitter nötig auf den restlichen Kilometern. Nach Deia geht es auf dem GR221 erstmal nur in eine Richtung – und zwar bergauf. Man muss eine wahre Steilwand erklimmen. Ein schweißtreibendes Unternehmen, das die Socken qualmen lässt. Blickt man von unten in die Steilwand, kann man sich kaum vorstellen, dass hier ein Weg nach oben führt. Der Aufstieg ist technisch nicht schwierig, allerdings sehr kräftezehrend. Oben angekommen, wird man jedoch mit Panoramablicken entschädigt, die das Herz aufgehen lassen. Sodann folgt ein relativ langer Abstieg nach Valldemossa, das ebenfalls ein sehr sehenswertes Örtchen ist. Die weitere Wegführung nach Esporles ist landschaftlich äußerst reizvoll, zieht sich allerdings mit müden Beinen, und die Abstiege sind abschnittsweise schwierig zu begehen. Zudem ist der GR221 hier kaum markiert – also bitte immer schön Ausschau nach den Steinmännchen halten.
Das Nachtlager war auf dieser Etappe war das Refugio Son Trias in Esporles. Esporles ist ein Örtchen, dass sich seine Ursprünglichkeit bewahrt hat. Son Trias ist ein absolute empfehlenswertes und relativ neues Refugio. Ich war an diesem Sonntag der einzige Mensch hier und hatte den Schlafsaal, Küche und Aufenthaltsraum für mich. Hier konnte man es sich vor dem warmen Ofen gut gehen lassen.
Etappe 4
Esporles zur Finca Ses Fontalles – ca. 26km und 1200 Höhenmeter.
So genau kann ich die Distanz und die Höhenmeter nicht benennen, da ich mich unterwegs verlaufen habe – dazu später mehr. Zunächst geht es von Esporles über Banyalbufar nach Estellenc. Dieser Abschnitt lässt sich sehr gut wandern, ohne technische Schwierigkeiten geht es flott voran. Landschaftlich trotzdem reizvoll. Nach Estellens ist ein langer Anstieg über eine Forststraße zu bewältigen. Oben am Pass ist dann Vorsicht angesagt, die Hauptroute ist nicht ausgeschildert, im Gegensatz zu einer Alternativroute, die nach es Capdella führt. Auf diesem Pfad nach es Capdella findet sich an jeder Ecke ein GR221-Schild, ohne Hinweis, dass dies eine Alternativstrecke ist. Ich bin diesen Schildern blind gefolgt, bis ich irgendwann im Tal und beim Blick auf den Kompass das dumpfe Gefühl hatte, dass hier irgendwas nicht stimmen konnte, denn der Kilometerzahl auf dem Tacho zu Folge, hätte ich längst bei Wanderhütte der Finca Ses Fontanelles angelangt sein müssen. Also Karte rauskramen und GPS-Daten checken, wonach klar war, dass ich komplett falsch war. Selbst schuld, wenn man blind folgt, ohne sich rückzuversichern. Zum umkehren über den Pass war es schon zu spät, da hätte die Dunkelheit gedroht – also weiter bis zur nächsten Ortschaft es Capdella. Da es keine Busverbindungen gab, musste ein Taxi her, um meine Herberge noch vor Einbruch der Dunkelheit zu erreichen. Zu allem Überfluss stoppte der ältere Herr am Taxisteuer in Andratx dann an einer Straßensperre: Ein großes Schild wies darauf hin, dass die Hauptstraße zur Finca Ses Fontanelles, wegen Steinschlag und regenbedingter Einsturzgefahr, gesperrt war. Eine Alternativroute durchs Gebirge gibt es nicht, wenn man nicht die halbe Insel umfahren wollte. Dank ein wenig Extratrinkgeld trat der Fahrer aber weiter aufs Pedal und ich konnte trotzdem den Zielort erreichen :)
Unterkunft Finca Ses Fontalles: Sehr schöne Finca, die neben einer Wanderhütte mit Mehrbettzimmern auch Ferienwohnungen bietet. Essen muss man allerdings selbst mitbringen, keine Verpflegung am Abend, nur Frühstück.
Etappe 5
Finca Ses Fontanelles nach Port Andratx - 22,5km, knapp 800 Höhenmeter
Zum Abschluss gab es nochmal eine herrliche Tour mit tollen Panoramablicken auf die Steilküste und die Dracheninsel. Zudem kommt man, nach den ganzen Strapazen in den Bergen, in Sant Elm und in Port Andratx hinunter an Meer und Strand, was dieser Etappe als Tourenabschluss ein besonderes Flair verleiht. Technisch gesehen bietet diese Tour keine großen Schwierigkeiten, bis auf eine kleine Kletterstelle im Abstieg, unmittelbar hinter der Klosterruine la Trapa.
Mit bleibenden Eindrücken im Gepäck wurde in Port Andratx das Ticket für den Bus nach nach Palma gezogen, wo am nächsten Morgen auch schon der Rückflug wartete. Natürlich wurde zum Ausklang noch die Altstadt Palmas besichtigt.