Testbericht Altra Lone Peak 2.0

Der amerikanische Hersteller Altra führte bis vor einem Jahr noch ein absolutes Schattendasein in Deutschland. In den USA zählt Altra meines Wissens nach allerdings schon seit längerer Zeit zu den führenden Marken im Trailschuhsektor. Seit 2015 hält Altra auch vermehrt Einzug in die deutschen Schuhregale  und konnte seinen Bekanntheitsgrad schlagartig steigern. So erhielten der Altra Lone Peak 2.0 und der leichte Superior 2.0 beste Rezensionen bei Tests im Trailmagazin und anderen Fachzeitschriften.

Laut Händler Hummel-Ausdauershop zeichnet sich der Lone Peak folgendermaßen aus:  "Mit seiner Null Sprengung Plattform und seiner breiten Zehenbox ist der Lone Peak 2.0 ein toller Trailrunning und Hiking Schuh für Läufer die einen natürlichen Laufstil pflegen wollen, aber trotzdem nicht auf Komfort verzichten wollen."

Detaillierte Infos zum Lone Peak 2.0 schaut ihr euch am besten auf der offiziellen Homepage von Altra an - dazu einfach hier klicken.

Mein erster Eindruck war, das mich das äußere Erscheinigsbild nicht besonders ansprach. Der Schuh sieht recht massig und gewöhnungsbedürftig aus. Schönheit ist jedoch nicht das entscheidende Kriterium für gute Funktionalität, auf die inneren Werte kommt es ja bekanntlich an und da mich der Altra Superior 2.0, den ich mir im Frühjahr gegönnt habe, bereits vollends überzeugt hatte, wollte ich auch dieses schwerere Altrageschütz unbedingt mal über die Trails jagen.

Aber macht euch doch am besten selbst ein erstes Bild auf folgendem Video:

Der Schuh fällt relativ groß aus. Was beim Anprobieren sofort auffällt, ist die wirklich sehr breite Zehenbox, in dem selbst der breiteste Spreizfuß alle Fünfe samt dickem Onkel von sich strecken kann. In punkto Tragekomfort gab er ebenfalls vom ersten Schritt an ein sehr vielversprechendes Bild ab. Verbesserungswürdig beurteile ich die Schnürung: Hier musste ich die Schnürsenkel fasst schon gewaltsam fest ziehen, damit der Mittelfuß genügend Halt hat. Die Folge ist, dass der Stoff über dem Vorfuß bereits Falten schlägt und die Zunge richtig eingequetscht wird. Dank der gut gepolsterten Zunge schlägt das allerdings nicht negativ ins Gewicht und beim Laufen trägt sich der Schuh trotzdem angenehm. Ich möchte jedoch anmerken, dass sich diese Schwachstelle offensichtlich schon über den großen Teich bis zu den Altradesigner rumgesprochen hat, denn mittlerweile steht bereits der aufgerüstete Nachfolger Lone Peak 2.5 im Regal, wo das Schürungsproblem 1a behoben wurde. Auch wenn ich den 2.5 noch nicht gelaufen bin, so durfte ich zumindest in den Genuss kommen, ihn schonmal anzuprobieren. Fazit: Der 2.5 sitzt wie ein Pantoffel, die Schnürung lässt sich sehr einfach  passgenau einstellen. Meinem Bauchgefühl nach macht er auch einen etwas leichteren Eindruck und wirkt nicht mehr so massig wie der 2er.

Aber Zurück zum Altra 2.0. Habe ihn nun mehrmals auf langen Einheiten im Mittelgebirge tragen dürfen (bis zu 35km), wo er stets sehr komfortabel zu laufen war, auch noch nach 4 Stunden Laufzeit. Da ich sonst eher auf minimalistisches Schuhwerk setze, brauchte ich allerdings ein paar Kilometer, um mich mit dem höheren Gewicht am Fuß anzufreunden. An die Zero-Drop-Sprengung muss man sich natürlich erstmal behutsam heranarbeiten. Ist man aber mal dahingekommen, dass man in 0mm-Sprengung längere Strecken laufen kann, so wird man vom Lone Peak mit großer Lauffreude und strammen Waden belohnt. Bei schnellen Abwärstpassagen bietet der Lone Peak guten Halt und man kann mit dem Teil richtig Tempo machen. Kleinere Steine und Wurzeln werden dank der üppigen Dämpfung problemlos "plattgewalzt", ohne dabei das Gefühl für den Bodengrund zu verlieren. Das Profil erlaubt auch ein angenehmes Laufen auf Asphalt und Schotter. Auf felsigen Passagen hat der Lone Peak (zumindest bei trockenen Wetterverhältnissen) ebenfalls mit gutem Grip gepunktet. Bei nassen Verhältnissen und auf matschigen Trails ist der Lone Peak allerdings nicht sehr griffig, hier kommt er vor allem in steilen Anstiegen schnell ins schwimmen.

Ergänzen möchte ich in naher Zukunft noch, wie es um die Haltbarkeit des Schuhs bestellt ist. Hierzu findet man meines Erachtens nach zu wenig Infos in den Artikeln über Trailschuhtests. Denn was nützt der bestbewerteste Schuh, für den ich einen dreistelligen Eurobetrag auf den Tisch lege, wenn ich die Dinger dank abgeranztem Profil bereits nach 200km wieder in die Tonne hauen kann?

Alles in allem hat sich die Anschaffung des Lone Peak 2.0 definitiv gelohnt und der Gute wird mich sicher noch bei vielen langen Einheiten und Wandertouren begleiten. Ich denke dass der Schuh durchaus auch ein sehr treuer Begleiter für Etappenläufe sein kann. Für kurze und schnelle Einheiten wird er in meiner Schuhauswahl allerdings keine Priorität genießen.

 

Randnotiz: Dass der Lone Peak 2.0 auch für ganz oben aufm Podium taugt, hat Altra-Athlet Matthias Krah vor kurzem in der Türkei als Sieger des "The North Face Cappadokia Ultra Trail" bewiesen (siehe hier).